Mit der 2010 lancierten Ausstellungsreihe «Eduard Spörri trifft» fördert das Museum den Dialog zwischen Eduard Spörris Werk und zeitgenössischen Positionen. Eine
künstlerische Auseinandersetzung mit der von ihm vehement verteidigten Figuration führt zu einer neuen, zuweilen auch überraschenden Wahrnehmung seines Schaffens.
Folgende Kunstschaffende haben bis dato in dieser Reihe ausgestellt:
– 2022: Jubiläumsausstellung 15 Jahre Stiftung Eduard Spörri
– 2021: Philipp Hänger & Marc Hartmann
– 2020: Aletheia Zoeÿs
– 2019: Retrospektive Eduard Spörri
– 2017: Ursula Rutishauser
– 2016: Nora Dreissigacker
– 2015: Ruth Maria Obrist
– 2014: Lukas Salzmann
– 2013: Dieter Hall
– 2012: Paul Takács
– 2011: Christoph Brünggel
– 2010: Victorine Müller
«Stille Früchte
– Laute Formen»
Zwei Denkräume.
Mit der Installation «Nature‘s Finest» hat das Aargauer Künstlerduo Philipp Hänger und Marc Hartmann eine raumfüllende Installation geschaffen, die sich mit jeder Ausstellung
weiter entwickelt – bis im Museum Spörri, wo sie als partizipatives Werk unter dem Titel «Here we go!» auftritt, quasi als Einladung an den Betrachtenden, aktive zu handeln.
Erst durch die
eigene Begehung erschliesst sich die kompositorische Vielfalt. Dabei eröffnet ein goldener Bilderrahmen das Fenster zu einem zweiten, imaginären Raum und gibt den Blick auf eine stille
Komposition frei.
Das Stilleben von Werner Wälchli, Maler und Grafiker aus Mattenwil, zeigt eine Früchteschale mit Weintrauben und einer kleinformatigen Skulptur von Eduard Spörri aus den
1950er Jahren. Wälchli fotografierte für dessen erstes Buch Spörris Skulpturen und wurde wohl von der Figur der Kauernden für sein eigenes Gemälde inspiriert.
Zwei Denkräume, die
unterschiedlicher nicht sein könnten, verbinden sich und stehen sinnbildlich für die innere und äussere, die eigene und die fremde Welt. Die Änderung der eigenen Sichtweise lässt sich spielerisch
beim sorgsamen Neuplatzieren der einzelnen dreidimensionalen Elemente der Installation erfahren.
In der partizipativen Ausstellung werden beispielhaft Themen deutlich, mit dem sich die beiden Aargauer Kunstschaffenden befassen: die De-Kontextualisierung von
Dingen – wie hier einer stark stilisierten überdimensionierten Ikonen der Massen-kultur. Das Prozesshafte ist bei der aktuellen Installation deutlich, entstehen doch immer wieder neue
Sichtweisen. Dinge werden neu verknüpft und weitergedacht.
Die Betrachtenden bleiben also nicht bloss Besuchende, sondern nehmen eine Co-Autorenschaft des momentan geschaffenen Werks ein. Eigene Ideen können mit
einge-bracht werden und setzen ein «sich darauf einlassen wollen» voraus – allein oder in der Gruppe.
Wo beginnt man? Wann ist ein Werk fertig? Diese zwei zentralen Fragen im Schaffensprozess
lassen sich nicht pauschal beantworten und müssen individuell geklärt werden. Die Teilnehmenden befinden sich in der Rolle des Künstlers und sind dazu aufgefordert zu handeln. Der absolute
Nullpunkt zeigt sich im vermeintlich leeren Raum. Jeder bewusste Entscheid wird sofort sichtbar und führt zu einem Resultat – selbst bei Negation.
Klassischerweise endet der Schaffensprozess mit
dem Überzug des Firnis. Davon abgeleitet ist der Begriff «Vernissage», also im eigentlichen Sinne der Moment, in dem die fertigen Gemälde ausgestellt werden.
Text © 2021 Marc Philip Seidel
Die Lichtinstallation «bild/light (Es ist schwer...» (2020) der jungen Basler Künstlerin Aletheia Zoeÿs thematisiert mehr also das blosse Fragment einer Inschrift.
Prozesshaft wichen die Buchstaben der ehemals drei Zeilen umfassenden Wehklage einem neuen (Neon-)Licht.
«Werden und Vergeben (On/Off), Licht/Schatten, (künstlerische) Tradition und (technische) Innovation stehen ständig im Dialog. Der Betrachter wirkt durch die Betätigung des Schalters aktiv an
diesem Prozess mit. Schwere erhält eine Leichtigkeit durch diese mutige (engl. bold) Installation - jedoch in andächtiger, wertschätzender Weise (pink)» (Aletheia Zoeÿs, 2020)
Victorine Müllers Erdling (2009) nähert sich der von Eduard Spörri konsequent befolgten Figuration an, auf materieller Ebene setzt sich die Künstlerin jedoch dezidiert vom Aargauer Bildhauer ab: Sie verwendet nicht – wie Eduard Spörri -, die klassischen Bildhauer-Materialien Gips, Ton, Bronze, etc., sondern «einfache» Materialien wie PVC und Neonröhren.